Kleine Verwall-Runde – Teil 4: Mut

September 15, 2020

10. September 2020: Der letzte Tag brach an und wir beschlossen, ihn in vollen Zügen zu genießen und nicht an das zu denken.

Der erste Teil ging hauptsächlich auf einer einfach zu begehende Forststraße leicht aufwärts. Eine wunderbare Gelegenheit, um noch einmal zu reflektieren und auszutauschen, was die letzten beiden Tage mit uns gemacht haben. 

Wir fragten uns, ob es ein Hauptthema gibt, das auf dieser „Reise“ noch losgelassen werden möchte und ob dies Mut erfordert. Mut für Veränderung, Mut, den nächsten Schritt zu gehen, Mut die Komfortzone zu verlassen. 

Heute waren ein paar Wolken am Himmel. Die Berge sahen in Watte gehüllt noch mystischer aus und die Schönheit der Natur war ein Traum. 

Nach einer Weile kamen wir an einen unglaublich kraftvollen Ort mit riesengroßen Felsformationen, der uns einlud, eine Mut-Meditation zu machen. Jede suchte sich einen für sie passenden Platz und lauschte, der mit Musik unterlegten von mir gesprochenen Meditation mit Kopfhörern. 

Und auch hier machte es wieder bääääm … nach dieser Einheit waren wir gerüstet für unseren weiteren Weg, den Weg bergauf über 3 Gipfel, einen Grat entlang zurück zu unserem Ausgangspunkt und für die nächsten Schritte auf unserem Lebensweg!

Danach ging es steil bergauf, meine Truppe war wieder. Aber es kam noch besser…

Am Grieskogljoch angekommen sahen wir den Grieskogl Gipfel, der ohne Steigung, aber mit leichter Kraxelei zu bezwingen war. Er war nur ein Abstecher und so gelangten wir zu dritt schnell ohne Rucksäcke zum Gipfelkreuz und konnten den Ausblick steil ins Tal nach Galtür genießen. Susanne genoss derweil die Aussicht vom Joch.

Wieder vereint nahmen wir die Gratbegehung in Angriff. Und dann kam der einschneidendste Teil dieser 4-Tages-Tour und zugleich ein sehr, sehr wertvoller. Denn hier zeigte sich, wie wir in den wenigen Stunden seit wir uns kannten schon zusammengewachsen waren.

Susanne ist sportlich, beweglich, trittsicher, schwindelfrei und hat keine Höhenangst. Ich wusste genau, was sie kann. Und trotzdem bekam sie auf einmal Angst. Ein Moment, der mich kurz verunsicherte, denn Umkehren war keine Option. 

Unser Team hielt zusammen: Alex trug den Rucksack von Susanne hinten und ihren eigenen vorne, Janine übernahm den Schlafsack von Alex und ich kümmerte mich um Susanne. Und so überwanden wir Schritt für Schritt, ruhig und mit der Atmung spielend, die schroffen Felsen und gelangten schließlich zur Fädnerspitze, unserem höchsten Punkt der Wanderung mit 2788m ü. NN. 

Die Analyse der Situation im Nachgang ergab, dass der Weg nicht so extrem schwierig war (rote Route!) und es an keiner Stelle eine Absturzgefahr gab. Es war vermutlich die krasse Energie des Hochgebirges, die nicht spurlos an Susanne vorüber ging. 

Der erste Teil des Abstiegs war extrem steil und wir konzentrierten uns, unsere Sohlen ganz aufzusetzen und uns mit den Stöcken abzustützen. Nach einem Drittel der Strecke wurde es flacher und der Weg zog sich wie ein Band durch Gräser und über Rinnsale, immer den Stausee Kops, unseren Ausgangspunkt, im Blick, talwärts.

Langsam spürten wir die Anstrengung der letzten Tage in unseren Beinen, aber wir waren sehr beseelt von den vielen, tollen Eindrücken. Und so erreichten wir schließlich am Spätnachmittag zufrieden und mit ganz viel innerer Ruhe unser Ziel. 

Nach einer kurzen Pause im Alpengasthof Zeinisjoch mit Radler, Latte & Co. und noch ein paar „Formalien“ war der Zeitpunkt des Abschieds gekommen. Es fiel uns schwer jetzt auseinander zu gehen, aber nach der Hüttentour ist vor der Hüttentour… es gibt fast noch 1001 Möglichkeiten, solche Erlebnisse immer wieder zu kreieren. 

Let´s do it more and more. 

Bis zum nächsten Mal. 

Dein Gipfelcoach