Lamsenspitze – Die Zweite

August 11, 2021

Unter uns Berggehern ist es ein ungeschriebenes Gesetz, dass man einen Berg, den man aufgrund des Wetters oder anderer äußerer Umstände, aber auch wegen körperlicher oder mentaler Blockaden abgebrochen hat, noch einmal in Angriff nimmt, solange bis man ihn bezwungen hat!

Vielleicht erinnert sich der ein oder andere an meinen Post letztes Jahr im August über das „Scheitern“, am Fuße eines Gipfels, den ich mir ab einem gewissen Moment nicht mehr zugetraut habe.

Und ich wusste ich komme wieder.

Letzten Freitag war es soweit… ich wollte die Lamsenspitze im zweiten Anlauf bezwingen.

Wir planten zwei Tage ein, damit wir es gaaanz entspannt angehen konnten. Von unserem Tisch auf der Lamsenjochhütte aus, sahen wir durch das Fenster unser morgiges Ziel über dem Schriftzug „Glück“ thronen, von dieser Seite für uns unbezwingbar. Das war zwar nicht unser Weg… aber trotzdem imposant.

Die Wettervorhersage war sonnig, aber der Wetterfrosch machte schon seit Tagen wieder was er wollte und die Prognose konnte man wieder mal nicht mehr ganz ernst nehmen. Leider regnete es leicht am nächsten Tag… eigentlich ein no go beim Klettern, wegen der nassen Felsen.

Wir blieben optimistisch und hofften auf Sonne. Gottseidank, denn nach den ersten 50 hm hörte es auf, der Fels trocknete schnell und wir kamen in den Flow.

Die Schlüsselstelle ist der „Brudertunnel“. Hier steigt man durch und kommt auf der anderen Seite des Bergmassivs wieder heraus. Eine atemberaubende Kulisse empfing uns, wir waren voller Endorphine und bereit für jeden weiteren Weg.

Nach einer Karquerung kam dann der Einstieg zum zweiten Teil des Klettersteigs. Nach ein paar Metern kamen wir zu meiner persönlichen Stelle, an der ich letztes Jahr abgebrochen hatte. Auch dieses Mal empfand ich die Stelle schwierig und vor allem der Gedanke hier wieder runter zu müssen, flösste mir etwas Respekt ein.

Ich war heute hier, um zu siegen und deshalb packte ich es an, besann mich meiner Fähigkeiten, konzentrierte mich und stieg ruhig und mutig Meter für Meter den Fels hinauf. Yeesss… ich wachse mit meinen Aufgaben!

Und trotz eines kleinen Unfalls, bei dem mir ein größerer Stein auf den Ringfinger gerutscht ist, der sofort blutunterlaufen war, erreichten wir nach insgesamt 2 1/2 Stunden glücklich und zufrieden den Gipfel.

Es ist ein unglaublich erhebendes Gefühl über meine Grenzen zu gehen und Dinge zu schaffen, die ausserhalb meiner Komfortzone liegen. Es macht mich glücklich am Gipfelkreuz zu stehen, die Großartigkeit der Berge um mich herum zu spüren und zu wissen, dass ich noch so viel mehr erreichen kann.

Was macht dich glücklich? Was treibt dich an? Mit was und wie oft gehst du aus deiner Komfortzone? Und wie sprengst du deine Grenzen?

Dein Gipfelcoach